Am 14. Januar 1989 verstarb in München der Komponist und Unternehmer Johann Paul Zehetbauer im Alter von 60 Jahren. Unter den zeitgenössischen Kirchenmusikern galt er immer schon als Ausnahmeerscheinung.

Obwohl er Dirigieren und Komponieren studiert hatte (u.a. bei Eugen Jochum und Kurt Holler), wurde die Musik nicht sein Beruf. Er gründete ein Direktmarketing Unternehmen, das unter seiner Leitung zu einem der erfolgreichsten Direktmarkting - Player in Deutschland heranwuchs.

Die Musik aber war und blieb seine eigentliche Berufung. Dieser glaubte er nur dann gerecht werden zu können, wenn er sein Schaffen unter den Anspruch Gottes stellte. Zehetbauer schrieb deshalb ausschliesslich Kirchenmusik für den Gemeindegebrauch.
Als nach dem II. Vatikanischen Konzil die Ökumene zum zentralen Thema wurde, suchte er nach verbindenden kirchenmusikalischen Elementen und vertonte die Psalmen, die ab 1966 erschienen und heute in das Repertoire evangelischer, katholischer und sogar jüdischer Gemeindechore eingegangen sind.
Sein größter Erfolg waren wohl seine beiden Chorliederbücher, die er für das katholische Gotteslob wie für das evangelische Kirchengesangsbuch geschaffen hat. Fünfzehn Auflagen sind inzwischen gedruckt worden, und viele Chöre in Deutschland, Österreich und der Schweiz haben seine Anregung dankbar aufgenommen, das gute alte Kirchenlied neu zu verlebendigen und für die Gemeinde ansprechend zu gestalten.

Der Höhepunkt seines kompositorischen Schaffens sind zweifellos die »Evangelien-Motetten«. In 132 Motetten für jeden Sonntag der evangelischen und katholischen Leseordnung wird die Botschaft der Evangelien in Musik gewandelt, um so auf neue Weise den Hörer anzusprechen und zum Verständnis des Wortes Gottes zu führen.
Oft wurde gefragt, wie der Komponist Zehetbauer, neben Familie und Unternehmen, ein Opus von 734 Werken erarbeiten konnte.
Zehetbauers Kraft lag in seiner tiefen Religiosität, die ihn nicht ruhen ließ, die kirchenmusikalischen Aufgaben unserer Zeit mit bestem Einsatz zu erfüllen.